Chemikalien-Lexikon "C"

Chlor

Autor: Moritz Wolff

Nat. Vorkommen: Chlor steht in der Rangfolge der Elemente in der Erdkruste mit 0,19 Gewichtsprozent an 20. Stelle. Chlor tritt aufgrund seiner Reaktionsfähigkeit in der Natur nicht elementar auf. Im Meerwasser sind etwa 2,9% Alkalichloride und 0,3% Magnesiumchlorid gelöst. Der Magensaft enthält etwa 0,3 - 0,5% Salzsäure. Die wichtigsten Chlormineralien sind: Steinsalz NaCl, Sylvin KCl, Carnallit KMgCl3 * 6H2O.

Andere Namen: engl.: chlorine, franz.: chlore, italienisch: chloro, von griechisch: chloros (gelbgrün)

Elementsymbol: Cl

Atommasse: 35,453

Eigenschaften: Chlor ist das 2. Element der 7. Hauptgruppe und sehr reaktionsfreudig. Bei Chlor handelt es sich um ein gelbgrünes , sehr giftiges, stechend riechendes Gas mit einer Dichte von 3,21g/l , einem Schmelzpunkt von -101°C und einem Siedepunkt von -34,6°C. Chlor ist in Wasser gut löslich (2,3 l Chlor in 1l Wasser bei Raumtemperatur), ebenso in vielen organischen Lösungsmitteln wie Eisessig, Chlorbenzol usw. Feuchtes Chlor greift unter Chloridbildung fast alle Metalle an (Ausnahme: Tantal). Trockenes Chlor greift die Metalle erst oberhalb der Zündtemperatur an. (Fe: 140°C, Ni: 500°C, Cu: 200 °C). Natürliches Chlor besteht zu 75,8% aus dem Isotop 35Cl und zu 24,2% aus 37Cl. Chlor ist weniger reaktionsfähig als Fluor.

Toxikologie: Chlorgas zerstört tierisches und pflanzliches Gewebe, teils durch Oxidation, teils durch Verdrängung von H aus organischen Verbindungen. Luft, die 0,5 - 1% Chlor enthält wirkt auf Säugetiere und Menschen rasch tödlich, weil Atemwege und Lungenbläschen verätzt werden (Bildung von HCl). Nach stundenlangem Einatmen von Luft mit 0,01% Chlor können tödliche Vergiftungen auftreten. Ein Chlor-Gehalt von nur 0,001% kann die Lunge schwer angreifen, und selbst ein Gehalt von 0,0001% reizt noch die Atemwege Diese Konzentration wird aber ohne weiteres am Geruch erkannt. Cl ist als T+ eingestuft.

Gewinnung: Im Labor läßt sich Chlor durch das Einwirken von Salzsäure auf ein Oxidationsmittel (Kaliumpermanganat, Braunstein etc.) gewinnen. 2 Verfahren dominieren die industrielle Chlor-Produktion:

a) Das Quecksilberverfahren

Anoden tauchen in eine stetig fließende Sole. Das an ihrer Oberfläche gebildete Cl wird mit der verarmten Sole abgezogen und entweicht dann als Gas. Durch die Elektrolysezelle fließt Quecksilber, das als Kathode geschaltet ist. Die abgeschiedenen Alkalimetallatome formen mit dem Hg ein Amalgam und fließen aus der Zelle in den Zersetzer ab. Dort reagiert das Alkalimetall mit dem Zersetzerwasser unter Bildung einer sehr reinen Alkalibase und H. Das Quecksilber fließt in die Zelle zurück.

b) Das Diaphragmaverfahren

Ein gasdurchlässiges Diaphragma unterteilt eine Elektrolysezelle in einen Anodenraum und einen Kathodenraum. In der Elektrolysezelle wird die Natriumchloridlösung zersetzt, wobei sich an der Anode elementares Chlor bildet.

Verwendung: Chlor ist ein so wichtiger Grundstoff, daß die Produktionshöhe als Indikator für den industriellen Entwicklungsstand eines Landes gilt. Der größte Teil der Produktion wird zur Herstellung von Vinylchlorid und PVC verwendet - in der BRD sind das 25% - sowie von anderen org. Chlorverbindungen (Chloroform, Methylchlorid, Tetrachlormethan usw.) und Zwischenprodukten für die chemische Industrie (Phenol, Ethylenglykol, Glycerin etc.). 15% dienen zur Herstellung von Salzsäure, Bleichlaugen und anorganischen Verbindungen (Phosgen, Phosphor- u. Schwefelchloride, Aluminiumchlorid), 7% zum Bleichen von Papier. Außerdem für Waschmittelrohstoffe und Pestizide und das Desinfizieren von Trinkwasser.

Geschichte: Chlor wurde 1774 von dem deutschen Chemiker Karl Wilhelm Scheele entdeckt, jedoch erst 1810 von Sir Humphry Davy als Element erkannt.

Nachweis: Qualitativ durch Blaufärbung von Iodkalium-Stärke-Papier, quantitativ durch Ausschütteln von Kaliumiodid-Lösung und Titrieren des ausgeschiedenen Iods. Chloride lassen sich mit Silbernitratlösung und Ansäuern mit Salpetersäure nachweisen.

Die im vorliegenden Chemikalien-Lexikon enthaltenen Informationen dienen zu wissenschaftlichen Schulungszwecken. Sie sind nicht dazu bestimmt, irgendwelche Eigenschaften von Produkten oder deren Eignung für einen bestimmten Verwendungszweck zuzusichern. Die Benutzung der Informationen geschieht auf vollkommen eigene Verantwortung des Lesers. Jegliche Haftung für Schäden, Folgeschäden oder Verluste, die beim Umgang mit den hierin beschriebenen Stoffen oder Zubereitungen oder bei der Durchführung der im Lexikon enthaltenen chemischen Versuchsbeschreibungen entstehen, ist ausgeschlossen; ebenso wie Schadensersatzforderungen oder Gewährleistungsansprüche aufgrund falscher oder fehlender Angaben. Mit dem Abrufen und Benutzen der Daten erkennt der Benutzer diese Bedingungen an.

Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß für den Umgang mit Gefahrstoffen zahlreiche gesetzliche Regelungen und Einschränkungen gelten. Chemikalien dürfen nur von Personen mit der erforderlichen theoretischen und praktischen Sachkenntnis unter Einhaltung aller national gültigen Vorschriften gelagert und verwendet werden. Die dem jeweiligen Stand der chemischen Wissenschaft und Technik entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen, Unfallverhütungsrichtlinien und Maßnahmen zur Arbeitshygiene sind ebenfalls einzuhalten.

[Index] * [Homepage]

Erstellt am 23.05.2000 * Letzte Änderung am 26.05.2000