Chemikalien-Lexikon "A"

Arsen(III)-sulfid (Arsentrisulfid)

Nat. Vorkommen: als Auripigment ("Rauschgelb"), monoklin kristallisierendes Mineral.

Gelbe bis zitronengelbe Farbe. © des Fotos: Thomas Seilnacht

Auripigment

Andere Namen: Operment (Orpiment), Gelber Arsenik, Gelbes Schwefelarsen, Königsgelb;
lat. Arsenum sulfuratum flavum, Arsenum trisulfuratum, Arsenum citrinum, Arsenium sulfuratum citrinum, Auripigmentum
frz. Sulfure jaune d´Arsénic officinal (GALL. = Pharmacopée Francaise 1908)

Summenformel: As2S3

Molekülmasse: 246,02 g/mol

CAS-Nr.: [1303-33-9]

GGVE/GGVS: Kl. 6.1/Ziff. 51b

Beschreibung, Eigenschaften

Das chemisch reine Pigment kommt in Form von gelbem, amorphem Pulver oder Stücken vor, mineralisch erscheint Arsentrisulfid in Form von goldgelben blättrigen, säuligen, tafeligen oder kurzprismatischen Kristallen. Aggregate sind derb, plattig, stengelig, radialstrahlig bzw. knollen- oder nierenartig [1]. Arsen(III)-sulfid ist in Wasser und Säuren unlöslich und daher wesentlich untoxischer als andere Arsenverbindungen (wie z.B. Arsenoxid, Arsensäure). In Alkalien, Ammoniak, Ammonium- und Alkalicarbonaten, Alkalisulfiden und in Ammonium(poly)sulfid ist der Stoff löslich. Beim Erwärmen färbt sich das Sulfid dunkel, beim weiteren Erhitzen an der Luft verbrennt es zu Arsentrioxid und SO2. - Unter Luftabschluß siedet es oberhalb einer Temperatur von 700 °C. Arsentrisulfid neigt in schwach sauren Lösungen zu Kolloidbildung. Zur Darstellung und Verhalten von Arsentrisulfid-Sol vgl. Lit. [7], S. 92.

Gewinnung, Reaktionen

Der Stoff läßt sich aus dem natürlichen Mineral (Vorkommen u.a. in Mazedonien und Jugoslawien) isolieren oder kann durch Schmelzen stöchiometrischer Mengen von Arsen(III)-oxid und Schwefel erhalten werden. Auch das Einleiten von Schwefelwasserstoffgas in eine (durch längeres Erwärmen hergestellte) Lösung von Arsentrioxid in verd. Salzsäure liefert Arsentrisulfid [9]:

As2O3 + 3 H2O  --->  2 H3AsO3

2 H3AsO3 + 3 H2S  --->  As2S3 + 3 H2O

Diese Reaktion wird im Verlauf des analytischen Trennungsgangs der Schwefelwasserstoff-Gruppe zur Identifizierung von Arsen genutzt. Das mit Schwefelwasserstoff niedergeschlagene Arsen(III)-sulfid löst sich leicht in ammoniakalischer Wasserstoffperoxidlösung (unter Oxidation zu Arsenat und Sulfat) [1a, 7].

As2S3 + 12 OH - + 14 H2O2  --->  2 AsO43- + 3 SO42- + 20 H2O

Konzentrierte Salpetersäure löst Arsen(III)-sulfid zu Arsensäure, konzentrierte Ammoniumcarbonatlösung zu Ammoniumthiooxyarsenit und gelbes Ammoniumpolysulfid zu Ammoniumthioarsenat:

As2S3 + 2 (NH4)2S2 + (NH4)2S ---> 2 (NH4)3AsS4

Kocht man Arsen- oder Antimonsulfide mit Lithiumhydroxid-/Kaliumnitratlösung, so lösen sie sich unter Bildung von Thio- bzw. Thiooxosalzen auf, wie nachstehend für Arsen(III)-sulfid formuliert [1a]:

As2S3 + 6 LiOH   --->  Li3AsOS2 + Li3AsO2S+ 3 H2O

Säuert man diese Lösungen mit Salzsäure an, so fallen die Sulfide wieder aus.

Verwendung

Mineralisches Arsen(III)-sulfid war als Auripigment bereits im Altertum bekannt. Man benutzte es für Schminken, als Enthaarungs- und Ätzmittel. Auch eine frühere Verwendung in der Gerberei (beim "Kälken") wird beschrieben.
Die Arsenverbindung war noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Arzneibüchern aufgeführt (offizinell), so im deutschen Ergänzungsbuch 6 (Erg.-B. 6) und im französischen (GALL. 1908).
Historische Rezeptur eines Enthaarungsmittels (Anm.: Die arzneiliche und kosmetische Anwendung ist heute nicht mehr statthaft und veraltet = obsolet, von lat. obsolescere "nach und nach vergehen"):

Rp.

Auripigmenti 4,0
Calcariae ustae 48,0
Farinae triticae 40,0
Aq. Fervid. q.s.
ut f. pasta
Pasta depilatoria. [3]

Moderne Verwendungsgebiete sind: Bestandteil in Photohalbleitern und in IR-durchlässigen Spezialgläsern [8].
Arsenverbindungen und Zubereitungen mit einem Massengehalt von gleich oder mehr als 0,3 vom Hundert (0,3%) Arsen dürfen nach Anhang IV Nr. 3 der deutschen Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) vom 26.10.1993 für Farb- und Anstrichmittel und für verschiedene andere technische Zwecke nicht mehr verwendet werden.

Literaturhinweise Arsen(III)-sulfid

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Erstellt am 21.02.1999 * Letzte Änderung am 07.04.2000 © Peter Rau

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