Chemikalien-Lexikon 


Vitamin A

Nat. Vorkommen: Leber, Fischöle, Eigelb, Milch, Butter; diverse tierische Gewebe
Andere Namen: all-trans-Retinolpalmitat; lat. Vitaminum A densatum oleosum, Axerophtholum oleosum; engl.: Synthetic Vitamin A Concentrate (Oily Form)
INCI Bezeichnung: Retinyl Palmitate
E-Nummer: (nicht vergeben)
EWG/EEC-Nr.: 201-228-5
CAS-Nr.: [79-81-2]

Unter der Sammelbezeichnung "Vitamin A" faßt man eine Reihe von Stoffen von eng verwandter Struktur zusammen. Man spricht daher auch von Substanzen der Vitamin A-Gruppe, wobei der wichtigste und biologisch wirksamste Vertreter das all-trans-Retinol darstellt. Dieser primäre Alkohol kommt in der Natur vor allem in Leberölen von Fischen und Meeressäugetieren vor, kann aber heute durch Synthese in hoher Reinheit hergestellt werden. Normalerweise findet Retinol in Form seiner Ester (Acetat, Propionat oder Palmitat Verwendung. Neben den als Vitamin A1 bezeichneten Retinolen kommt in der Natur (v.a. in der Leber von Süßwasserfischen) auch Dehydroretinol (Vitamin A2) vor, letzteres besitzt aber beim Menschen nur 40% der Aktivität des Vitamins A1.

Wie bei vielen Vitaminen wird die Aktivität von Vitamin A in Internationalen Einheiten (I.E. oder engl. I.U.) angegeben. Je nach der Molekülmasse ergibt sich die Aktivität der einzelnen Retinole wie folgt:

all-trans-Retinol 1 I.E. = 0,300 µg 1 Mio I.E. = 300 mg
all-trans-Retinylacetat 1 I.E. = 0,344 µg 1 Mio I.E. = 344 mg
all-trans-Retinylpropionat 1 I.E. = 0,359 µg 1 Mio I.E. = 359 mg
all-trans-Retinylpalmitat 1 I.E. = 0,550 µg 1 Mio I.E. = 550 mg

Der genaue Gehalt an Vitamin A (in der Regel angegeben in I.E./I.U. pro Gramm) muß immer sorgfältig auf Abgabebehältnis deklariert sein, um eine sichere Handhabung und Dosierung zu gewährleisten. Die Umrechnung für die Anwendung sowie die Wägung muß sehr sorgfältig erfolgen, da eine Überdosierung von Vitamin A fatale Folgen haben kann. In der Regel wird das Konzentrat mit einem geeigneten pflanzlichen Öl (wie raffiniertem Erdnußöl) verdünnt und z.B. auf einen Gehalt von 200.000 I.E. pro g eingestellt:

Beispiele für die Verdünnung von Vitamin A-palmitat - Konzentrat 1,0 Mio I.U./g:

Anfangskonzentration Vitamin A-Palmitat Einsatzmenge des Vitamin A-Palmitat-Konz. Einsatzmenge Erdnußöl Endkonzentration an Vitamin A-palmitat
1,0 Mio I.E./g 10 g 40 g 200.000 I.E./g
1,0 Mio I.E./g 10 g 90 g 100.000 I.E./g

Das Arbeiten mit Vitamin A-Konzentraten hat mit der bei Gefahrstoffen notwendigen Vorsicht zu erfolgen (siehe Unterrichtung nach der Gefahrstoffverordnung), da sie in hoher Konzentration fruchtschädigend und reizend (Xi) wirken können. Die Verwendung von Schutzkleidung, Schutzbrille und Schutzhandschuhen (dünne Einmalhandschuhe reichen in der Regel aus) ist bei der Verarbeitung erforderlich.

Geschichtliches

Bereits 21 Jahre vor der erstmaligen Isolierung von Vitamin A aus dem Leberöl des Heilbutts durch KARRER im Jahr 1931 stellten die Forscher STEPP, McCOLLUM und HOPKINS an Vitamin A – frei ernährten Tieren Degenerationserscheinungen der Schleimhäute (v.a. der Binde- und Hornhaut der Augen) und Wachstumsstillstand fest. Längerdauernder Vitamin A-Mangel führt auch zu Gewichtsabnahme, Schuppen- und Faltenbildung der Haut sowie Nachtblindheit. Retinol ist ein Heilmittel für die verbreitete Austrocknung der Bindehaut (Xerophthalmie) und wird deshalb auch antixerophthalmisches Vitamin bzw. Axerophthol genannt. 1919 entdeckte STEENBOCK den Zusammenhang zwischen dem Carotin-Gehalt von Lebensmitteln und deren biologischer Wirkung. Im Organismus wird jeweils 1 Molekül b-Carotin enzymatisch in 2 Moleküle Vitamin A gespalten und daher als Provitamin A bezeichnet. Das vorhandene b-Carotin wird aber nicht quantitativ ausgenutzt, denn 6 mg b-Carotin sind nur 1 mg Retinol äquivalent. Wird Carotin in Mengen aufgenommen, die den akuten Bedarf an Vitamin A übersteigen, so wird das Provitamin nicht gelich umgewandelt, sondern im Gewebe "zwischengespeichert". KARRER (der 1937 den Nobelpreis erhielt) gelang 1931 die Strukturaufklärung des Vitamins A, und im Jahre 1947 konnte ISLER mit seinen Mitarbeitern erstmalig reines, kristallinisches all-trans-Retinol synthetisch herstellen.

Vitamin A-palmitat 1,0 Mio I.U./g

Beschreibung

Diese konzentrierte ölige Lösung von Retinylpalmitat besitzt eine goldgelbe Farbe und weist einen charakteristischen, schwachen Geruch auf. Das Produkt ist praktisch unlöslich in Wasser, ganz oder zumindest teilweise löslich in absolutem Ethanol und mischbar mit fetten Ölen und organischen Lösungsmitteln. Besonders in der Kälte können sich kristallinische Aussscheidungen bilden, die sich beim Erwärmen auf 30 bis 50 °C (Wasserbad) wieder auflösen und homogenisieren lassen.

Anwendung

Gerade in neuerer Zeit wird viel über die Nutzung von Vitamin A in kosmetischen Präparaten berichtet. Dabei empfiehlt sich besonders die Verwendung des Palmitats, da es deutlich stabiler als der Alkohol Retinol, aber auch haltbarer als Vitamin A-acetat ist. Vitamin A reguliert die Bildung des "Haut- & Haar-Eiweißes" Keratin, welches für die Festigkeit der oberen Hautschichten verantwortlich gemacht wird. Bei der Pflege alternder Haut ist die nachgewiesene Verdickung der Oberhaut durch Retinole von Bedeutung. Sogar im "ÖKO-TEST Ratgeber Kosmetik" wird Vitamin A-palmitat (INCI-Bez.: Retinylpalmitat) als "empfehlenswert" bei bedachtsamem Einsatz (d.h. bei ausgewählten Produkten und in nicht zu hoher Konzentration) eingestuft.

Die Verordnung über vitaminisierte Lebensmittel läßt Vitamin A in Form des Acetats und des Palmitats nur beschränkt zu für Margarine- und Mischfetterzeugnisse (bis zu insgesamt 10 Milligramm auf 1 Kilogramm), für Lebensmittel im Sinne der Bestimmungen der Nährwert-Kennzeichnungsverordnung und für diätetische Lebensmittel im Sinne der Diätverordnung (alles mit genau festgelegten Höchstmengen- und Deklarationsvorschriften, siehe Literaturverzeichnis). Die als Vitamin A-Abbauprodukt auftretende Vitamin A-Säure (Tretinoin) kann in entsprechender Menge Mißbildungen bewirken. Zur Vermeidung einer Schädigung des ungeborenen Kindes ist daher die während einer Schwangerschaft zusätzlich aufgenommene Retinol-Dosis auf 0,3 mg, entsprechend 300 µg (1 µg = 1 Millionstel Gramm) je Tag zu beschränken.

Dosierung in kosmetischen Präparaten

In kosmetischen Präparaten (vorwiegend Cremes und Gelzubereitungen) werden die besten Ergebnisse bei einer Konzentration von etwa 5000 I.E. Vitamin A-palmitat pro g Fertigprodukt erreicht. Das bedeutet den Einsatz von 1 g (entspricht 35 Tropfen) eines Vitamin A-Palmitatöles mit dem Gehalt von 200.000 I.E./g auf 40 g Creme. Das Palmitat-Öl wird zweckmäßigerweise in die Fettphase eingearbeitet (dabei zügig verarbeiten, nicht längere Zeit heiß halten!).

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Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß für den Umgang mit Gefahrstoffen zahlreiche gesetzliche Regelungen und Einschränkungen gelten. Chemikalien dürfen nur von Personen mit der erforderlichen theoretischen und praktischen Sachkenntnis unter Einhaltung aller national gültigen Vorschriften gelagert und verwendet werden. Die dem jeweiligen Stand der chemischen Wissenschaft und Technik entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen, Unfallverhütungsrichtlinien und Maßnahmen zur Arbeitshygiene sind ebenfalls einzuhalten.

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Erstellt am 23.03.1999 * Letzte Änderung am 18.11.2005 © OMIKRON GmbH