Biochemikalien-Lexikon "B"

Biotin (Vitamin H)

Nat. Vorkommen: Überwiegend gebunden an Proteine in Pflanzensaaten, Hefe und tierischen Geweben (wie Leber, Niere, Fleisch) oder in Form von Biocytin, einer Verbindung mit der Aminosäure Lysin, z.B. in Gemüse, Früchten, Reiskleie und Milch.

Andere Namen: Biowuchsstoff, Bios II b, Coenzym R, Hautschutzvitamin, Hautfaktor, antiseborrhöisches Vitamin

Summenformel: C10H16N2O3S

Strukturformel:

Strukturformel Biotin

Molmasse: 244,32 g/mol

Biotin kommt biochemisch in zwei Formen vor (a- und b-Biotin) und gehört einem Komplex von Wuchsstoffen für Hefen und Bakterien an. Es spielt praktisch bei allen Organismen (Bakterien, Pflanzen, in den Organen höherer Tiere und des Menschen) eine Rolle. Allerdings können Menschen und Tiere diesen Stoff offensichtlich nicht selbst herstellen. Die Bezeichnung Vitamin H (H für "Haut") ist aus der Beobachtung abgeleitet worden, daß Ratten eine schwere Dermatitis (Hautentzündung) mit Haarausfall bekommen, wenn sie mit einer Diät gefüttert werden, die als alleinige Eiweißquelle nur rohes Eiereiweiß enthält. Dieses Eiweiß enthält zwar Biotin, jedoch liegt letzteres an das Protein Avidin gebunden vor und kann durch die Verdauungssäfte nicht abgespalten werden. Beim Kochen der Eier zerfällt die Biotin-Avidin-Bindung. Biotinmangel hat man auch bei Menschen feststellen können, die einseitig größere Mengen roher Eier verzehren. a-Biotin wurde 1934 erstmalig aus Eidotter isoliert.

Synthese

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Beschreibung

Bei dem reinen Biotin handelt es sich um lange, farblose Nadeln, welche empfindlich gegen Sauerstoff und UV-Licht sind. Gegen Luft, Tageslicht und Wärme ist trockenes, kristallines Biotin aber relativ stabil. In kaltem Wasser ist es wenig, in heißem besser löslich. Die Substanz ist in Ethanol, nicht aber in Chloroform und verdünnten Alkalilaugen löslich. Der Schmelzpunkt liegt bei 232 bis 233 oC.

Funktion

Biotin ist Bestandteil vieler körpereigener Enzyme (als prostethische Gruppe vieler Carboxylasen), die einerseits beim Abbau bestimmter Aminosäuren eine Rolle spielen und andererseits zur Bildung langkettiger Fettsäuren wesentlich beitragen. Durch die weitere Funktion als Coenzym spielt Biotin eine wichtige Rolle bei der Neubildung von Kohlenhydraten aus Nichtzuckerstoffen wie Fett und Eiweiß, wenn dem Körper durch die Nahrung zuwenig Kohlenhydrate zugeführt werden. Der Organismus hält dadurch die normalen Glucosewerte aufrecht. Schließlich konnte man eine indirekte Beteiligung beim Aufbau bestimmter Proteine (z.B. Serumalbumin) aus Aminosäuren nachweisen. Bei Biotinmangel können - insbesondere bei Kleinkindern - leichte Hautentzündungen mit Rötung und Schuppung der Haut sowie gestörte Talgproduktion vorkommen. Bei völligem Fehlen entsteht eine schwere Form der seborrhoischen Dermatitis, die LEINER-Krankheit.

Wünschenswerte Zufuhr (Täglicher Bedarf)

Biotin gilt als nicht-essentielles Vitamin der B-Gruppe, dessen zusätzliche Einnahme zwar wünschenswert, aber nicht unbedingt lebensnotwendig ist. Die Festlegung genauer Bedarfszahlen ist daher nicht einfach; sie ist abhängig von Menge und Herkunft des anderweitig zugeführten Eiweißes. Die Literatur gibt recht übereinstimmend eine Bedarfsmenge von 150 bis 300 mg (1 mg = 1 Mikrogramm = 1 Millionstel g) an, bei deren täglicher Aufnahme Mangelerscheinungen in keinem Falle auftreten. Handelsübliche Nahrungsergänzungsmittel enthalten 25 mg Biotin in der für 1 Tag vorgesehenen Einheit. Da es sich bei dem Vitamin um einen wasserlöslichen Stoff handelt, der mit dem Harn ausgeschieden werden kann, sind bisher keine Überdosierungserscheinungen bekannt geworden.

Dosierungshilfen

Aufgrund der sehr schwierig wägbaren, geringen Menge von z.B. 25 mg ist die direkte Einnahme reines Biotins nicht möglich. Man muß zur sicheren Dosierbarkeit eine Verreibung der Substanz in einem festgelegten Verhältnis vornehmen. Beispiel:

Man erzielt eine Verreibung im Verhältnis 1:400, wenn man 100 mg (= 100.000 mg) Biotin mit 40 g eines   Trägerstoffes (verwendet wird meist Milchzucker, auch Traubenzucker ist möglich) stufenweise in einer rauhen Reibschale derart vermischt, daß mit einem Verhältnis Wirkstoff zu Trägerstoff von ungefähr 1:1 begonnen wird, und die restliche Menge des indifferenten Füllstoffs in mehreren kleineren Portionen hineingegeben und (unter mehrmaligem Abschaben der Reibschalenwandung!) zugemischt wird. 10 mg (Milligramm) der fertigen Verreibung (also genau 1/10 der Menge, die dem vorher eingesetzten Biotingewicht entspricht) enthalten dann eine Dosis von 25 mg (Mikrogramm) Biotin. Diese Menge entspricht in etwa einer Messerspitze voll Verreibung.

Qualität

Zur Vitaminsupplementierung bestimmte Substanz muß in ihrer Qualität den Vorschriften der (Lebensmittel-) Zusatzstoff-Verkehrsverordnung entsprechen. In Deutschland legt z.B. der DAC (Deutscher Arzneimittel-Codex, Ausgabe 1986 und folgende) bestimmte Anforderungen für die Reinheit fest.

Erstellt am 13.04.1999 * Letzte Änderung am 20.10.2000

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